Seit August haben Sie eine neue Position – das Unternehmen ist jedoch nicht neu für Sie …
Kai Karstens: Nicht wirklich – ich arbeite seit mehr als 20 Jahren an unterschiedlichen Standorten und in verschiedenen Funktionen im Vertrieb des Körber-Geschäftsfelds Technologies. Die neue Position ist für mich ein Vertrauensbeweis und bringt eine große Verantwortung mit sich.
Welche Ziele verfolgen Sie bei Ihrer neuen Aufgabe und wo liegen die Prioritäten in Ihrem Arbeitsalltag?
Kai Karstens: Im Bereich Sondermaschinenbau ist der Vertrieb Bindeglied zum Kunden. Mir ist diese Rolle sehr bewusst, und ich denke, dass die Beziehung zu Kunden auf Dauer nur erfolgreich sein kann, wenn wir uns vertrauensvoll und partnerschaftlich begegnen. Das Körber-Geschäftsfeld Technologies zeichnet sich durch zahlreiche Kompetenzen und hochmotivierte Mitarbeiter aus. Darauf basiert unsere führende Stellung. Um diese auch in Zukunft zu sichern, ist eine klare Orientierung an den Bedürfnissen des Marktes die oberste Prämisse.
Meine Aufgabe sehe ich darin, die Anforderungen unserer Kunden zielgerichtet umzusetzen. Gemeinsam mit meinem Team sondiere ich genau Bedürfnisse wie Time-to-Market, kürzere Innovationszyklen, Markttrends und Entwicklungskooperationen und trage sie ins Haus. Gleichzeitig sind wir das Sprachrohr zu unseren Kunden und informieren über unsere Neuerungen und umfangreichen Kompetenzen. Unterm Strich liegt mein Schwerpunkt in der aktiven Kommunikation mit unseren Kunden und darin, deren Zufriedenheit sicherzustellen. Darauf freue ich mich, und dabei bin ich ein Freund von Pragmatismus und Simplifizierung, denn darin liegt oftmals die eigentliche Herausforderung einer gelungenen Kommunikation.
Wenn Sie auf Ihre Laufbahn zurückblicken: Wie haben sich der Markt und die Beziehungen zu den Kunden in den vergangenen 20 Jahren verändert?
Kai Karstens: Entgegen vieler Prognosen ist der weltweite Absatz von tabak- bzw. nikotinhaltigen Produkten weiterhin relativ stabil. Allerdings ist eine Veränderung im Produktspektrum zu sehen. Insbesondere sich verschärfende Regularien und das veränderte Konsumentenverhalten führen zur Entwicklung neuer Produkte, die sich zunehmend neben den konventionellen Tabakprodukten etablieren. Eine wichtige Neuerung der letzten Jahre ist der Bereich THP. Sowohl bei unseren Kunden als auch in unserem Unternehmen fließt ein großer Teil der Entwicklungsleistungen in diesen Bereich, da diese Produkte angepasste Produktionstechnologien erfordern. Beispiele hierfür sind unser MSM Multi Segment Maker und die Anlagen zur Tobacco Dust Amalgamation für die Recon-Produktion.
Im Bereich der konventionellen Zigarette herrscht Stillstand?
Kai Karstens: Überhaupt nicht! Dieses Segment dominiert den weltweiten Tabakkonsum auch weiterhin und wir sehen auch hier Veränderungen: Während wir eine Zeit lang den Trend zu immer schnelleren Produktionsmaschinen gesehen haben, gibt es seit einigen Jahren einen klaren Fokus auf den mittleren Geschwindigkeitsbereich, gepaart mit einem steigenden Anspruch an Flexibilität. Ziel sind dabei schnelle und kostengünstige Formatwechsel. Zudem wird bei konventionellen Zigaretten die Differenzierung über komplexere Mehrsegment-Filter gesucht. Das führt zu deutlichen Investitionen in entsprechende Filterproduktionsmaschinen.
Ein Thema, das unabhängig von Produktkategorien global an Bedeutung gewinnt, ist die Nachhaltigkeit. Können Sie beschreiben, wie sich diese Entwicklung auf die Tabakbranche auswirkt?
Kai Karstens: Sie macht sich in allen Bereichen bemerkbar – von der Produktion bis zum Endprodukt. Unsere Kunden achten inzwischen stark auf eine ressourcenschonende Produktion und die Einhaltung von Kriterien aus den Bereichen Umwelt, Gesellschaft und verantwortungsvolle Unternehmensführung über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg. In der Branche ist Körber hier ein Vorreiter – angefangen bei der Herstellung unserer Waren, über die Supply Chain bis hin zum Fußabdruck, den unsere Produkte über ihren Lebenszyklus hinweg hinterlassen. Wir sind sehr stolz auf die Zertifizierung unserer Aktivitäten durch unabhängige Institute. Gerade hat der Körber-Konzern beispielsweise den Platinum-Status bei EcoVadis erreicht.
Gibt es mit Blick auf die Nachhaltigkeit Unterschiede zwischen großen und kleineren Tabakunternehmen oder bestehen regionale Differenzierungen?
Kai Karstens: Der weltweite Trend ist eindeutig, und wir sehen entsprechende Aktivitäten bei allen unseren Kunden. Basierend auf den unterschiedlichen gesetzlichen Anforderungen gibt es natürlich regionale Unterschiede. Auch die Größe eines Unternehmens kann die Möglichkeiten beeinflussen, Nachhaltigkeit systematisch umzusetzen. Größere Unternehmen haben meist selbst umfangreiche Programme implementiert und definieren entsprechende Anforderungen an ihre Lieferanten. Generell können wir alle Kunden mit unserer Expertise im Bereich Nachhaltigkeit unterstützen, und unsere erreichten Verbesserungen fließen in sämtliche Kundeprojekte automatisch ein.
Welche Themen nehmen die Kunden des Körber-Geschäftsfelds Technologies im Kontext der Nachhaltigkeit derzeit besonders in den Blick?
Kai Karstens: Ein Augenmerk unserer Kunden liegt derzeit auf dem Einsatz biologisch schneller abbaubarer und nachhaltigerer Materialien in den Endprodukten. Ein klarer Trend liegt bei alternativen Filtermaterialien wie Papier oder Vlies. In immer mehr Ländern wird der Einsatz dieser alternativen Materialien gefördert, indem der Verkauf von Produkten mit Gebühren belegt wird, die Standardmaterialien enthalten. Der Einsatz dieser alternativen Materialien erfordert Anpassungen im Produktionsprozess. Wir haben diesen Trend frühzeitig erkannt und die nötigen Entwicklungen bei unseren Maschinen vorangetrieben. Zudem befinden wir uns in Entwicklungsprojekten mit unseren Kunden für ihre spezifischen Anforderungen. Daher freuen wir uns, eine breite Palette an Lösungen für unterschiedliche Bedarfe anbieten zu können.
Welche Entwicklungen erwarten Sie hier in den nächsten Jahren?
Kai Karstens: Neben der Nachhaltigkeit wird die länderspezifische Gesetzgebung und Besteuerung von tabak- und nikotinhaltigen Produkten eine relevante Einflussgröße sein. Zusätzlich zu den konventionellen Produkten wird es daher sicherlich vielfältige weitere Produktinnovationen geben, und der Bereich THP wird weiter wachsen. Durch unsere engen Partnerschaften mit unseren Kunden sowie eigene Studien und Entwicklungen bleiben wir am Puls der Zeit. Immer mit dem Ziel, stets die richtigen Antworten parat zu haben und unsere Kunden zu inspirieren.
Für wie relevant halten Sie die Nachhaltigkeitsbestrebungen im Körber-Konzern, wenn es um solche Antworten und Inspirationen für Kunden geht?
Kai Karstens: Das Thema geht jeden von uns an. Die Verantwortung dafür kann man im geschäftlichen Bereich ebenso wenig abgeben wie im privaten. Dem wird Körber gerecht, indem das Unternehmen eine Vorreiter-Rolle einnimmt. So haben wir uns neben zahlreichen Aktivitäten auch ganz klare Ziele gegeben: CO2-Neutralität im Jahr 2025 für Scope 1 und 2 und „Net Zero“ über die gesamte Lieferkette bis 2040. Wir entwickeln uns derzeit von einem Maschinen- zu einem Ecosystem-Anbieter. Dabei vernetzen wir unsere eigenen Aktivitäten mit denen der anderen Körber-Geschäftsfelder, aber auch mit externen Partnern. Gleichzeitig lernen wir voneinander, was unsere Weiterentwicklung beschleunigt und dafür sorgt, dass wir auch in Zukunft jederzeit der kompetente und innovative Partner sind, den sich unsere Kunden wünschen. Bei all diesen Fragen, Herausforderungen und Entwicklungen immer auch das Thema Nachhaltigkeit mitzudenken, ist für ein zukunftsorientiertes Unternehmen ein essenzieller Bestandteil der Arbeit.