Wenn Sie von Herausforderungen und Lösungen sprechen, was können wir uns darunter konkret vorstellen? Wo greifen die Vorteile der Ökosysteme?
Jürgen Heller: Solche ganzheitlichen Lösungen unterstützen Kunden dabei, ihre Ziele schneller zu erreichen. Sie adressieren die unterschiedlichsten Herausforderungen: Störungen in der Lieferkette, Probleme in der Fertigung, Herausforderungen bei der Markteinführung, der digitalen Transformation oder dem Kostendruck gehören ebenso dazu wie die Sicherstellung von Produktqualität oder Datenintegrität. Für die entsprechenden Angebote zur Lösung solcher Aufgaben arbeiten wir mit unseren Partnern kompromisslos zusammen – unabhängig davon, ob es sich um eine Körber-Lösung oder eine von einem Partner angebotene Lösung handelt.
Könnten Kunden diese Partnerunternehmen nicht selbst an einen Tisch bringen und die Beiträge der einzelnen Unternehmen koordinieren?
Jürgen Heller: Je nach Anwendungsfall und Vertraulichkeit bei den Kunden ist das auch gängige Praxis. Wir begrüßen das, zeigt es doch das hohe Vertrauen der Kunden in unsere Entwicklungsarbeiten. Sind die Partner und deren jeweilige Aufgaben definiert, übernehmen wir die Koordination und die Umsetzung der gemeinsamen Lösung. Für Kunden ist es ein wesentlicher Vorteil, wenn sie sich in solchen Projekten nicht um alles kümmern müssen. Wir bieten ihnen das Gegenteil dieser aufwändigen Projektsteuerung: Kunden haben die Möglichkeit, mit einem Ansprechpartner zu kommunizieren, während wir quasi als Generalunternehmer das Ökosystem steuern. In diesem bündeln mehrere Unternehmen ihre Kräfte mit dem Fokus auf ein oder mehrere Kundenbedürfnisse. Das bietet erwiesenermaßen einen größeren Effekt als einzelne Angebote. In den Wirtschaftswissenschaften spricht man hier vom Prinzip 1 + 1 =3. Wie so oft geht es darum, dass ein Ganzes mehr ist als die Summe seiner Teile.
Einmal kritisch nachgefragt: Warum sollte das Körber-Geschäftsfeld Technologies dieser „Generalunternehmer“ sein – im Prinzip könnte doch auch jeder der anderen Partner diese Rolle übernehmen?
Jürgen Heller: Theoretisch stimmt das natürlich. Aber gerade mit Blick auf die Tabakbranche sind wir in einer einzigartigen Position, die uns dafür besonders qualifiziert. Das fängt mit unseren weltweiten Präsenzen in der Nähe der Kunden an, schließt das über beinahe 80 Jahre gewachsene tiefgreifende Wissen über alle Details, Prozesse und Herausforderungen der Tabakbranche ein und geht bis zur Einbettung des Geschäftsfelds in den Körber-Konzern. Dieser bietet mit seinen anderen Geschäftsfeldern Digital, Pharma und Supply Chain enorme Synergien und Kompetenzen für einzelne Projekte. Auf dieser Basis sind wir in der Lage, nicht nur einzelne Produkte und Lösungen anzubieten, sondern ganzheitliche Angebote, die physische und digitale Ebenen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg verbinden. Wir bringen kurz gesagt alles mit, was unsere Kunden von einem kompetenten Ansprechpartner erwarten und was ein erfolgreiches Ergebnis sicherstellt. Das Ganze funktioniert dabei nach dem Prinzip „Win, win, win“: Wir profitieren davon, der Kunde und auch die Partner.
Sind diese Vorteile heute schon existent?
Jürgen Heller: So ein Ökosystem ist natürlich nie fertig, da es sich mit dem Markt und den Anforderungen der Kunden weiterentwickelt. Aber es existiert bei uns schon. Wir haben in den unterschiedlichsten Bereichen funktionierende Kooperationen. Ein Beispiel ist die bereits erwähnte Entwicklung biologisch abbaubarer Filter, bei der wir mit verschiedenen Materiallieferanten kooperieren, um den Kunden eine Gesamtlösung aus Material und unserer Prozesstechnologie zu liefern. Ein weiteres sind unsere Logistikkomplettlösungen, für die wir insbesondere die Expertise des Körber-Geschäftsfelds Supply Chain nutzen.
Ein anderes Exempel sind die abgestimmten Make-Pack-Linien, die auf unserer langjährigen Zusammenarbeit mit Focke & Co. beruhen. Auch die Gesamtlösungen im Bereich oraler Nikotinprodukte, in denen wir in der Primary sowohl mit Partnern als auch mit dem Körber-Geschäftsfeld Pharma zusammenarbeiten, zählen zu den Ergebnissen aus der Orchestrierung unterschiedlicher Kompetenzen von unterschiedlichen Unternehmen. Diese Kooperationen sind nur der Anfang und zeigen das immense Potenzial, das in einem ökosystembasierten Ansatz steckt. Wir investieren kontinuierlich in diese Ökosysteme und schauen dabei nicht nur auf isolierte Produkte und Prozessschritte, sondern kombinieren mehrere Komponenten zu einem ganzheitlichen Angebot. Diesen Weg werden wir kontinuierlich weitergehen. Nicht zuletzt, weil wir von unseren Kunden ein sehr gutes Feedback bekommen. Das ermutigt uns, die Zusammenarbeit mit den Partnern im Ökosystem weiter auszubauen.